WANN IST EIN WEIN ERWACHSEN

Eine alte Rheingauer Winzerweisheit besagt: "Ein Jahrgang in der Flasche, einen im Fass und einen im Weinberg"

In meinem Lehrbetrieb wurde damals zu zwei Terminen abgefüllt; die leichtere Kabinettweine und Qualitätsweine zum Mai hin, die Spätlesen vor der astehenden Weinlese. Spätburgunderweine kamen gar fast zwei Jahre später erst auf die Flasche. Das hat sich bei mir eingeprägt, wenngleich ich damals als Lehrjunge nicht wirklich das "Warum" verstanden habe.

Es braucht halt seine Erfahrung und Zeit verschiedenste Weine in ihren unterschiedlichen Lebensabschnitte zu verkosten. Sich ständig mit einem Wein zu beschäftigen der sich mal mehr, mal weniger von seiner besten Seite zeigt.

Nun an Erfahrungen reicher, in denen man vielen Weinen von der Kelterung bis zum Verkauf der letzten Flaschen begleitet hat, versteht man es. 

Allein die Gärung, besonders von den "Sponties", ist immer wieder ein Mysterium. Ein Wein vergärt bilderbuchmäßig, ein anderen bringt den Kellermeister an den Rand der Verzweiflung. Zudem spielt das vorherschende Mikroklima eine Rolle. Während der Winterzeit ist die Garung träge und  kommt erst wieder mit steigenden Temperaturen voran, obgleich die Kellertemperatur nur wenig schwankt. 

Insbesondere die Weinsäure, die den Riesling sehr prägt, wird mit den Lenzen eines Weines bekömmlicher und runder.

  

 


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